SenioraCare Ratgeber
Wenn ein Angehöriger plötzlich Unterstützung braucht, fühlen sich viele Familien überfordert. Plötzlich stehen große Fragen im Raum: Welche Schritte sind jetzt wichtig? Welche Hilfen gibt es? Wie finanzieren wir die Pflege?
Mit unserem Ratgeber möchten wir Ihnen Orientierung geben - Schritt für Schritt und mit aktuellen Informationen rund um Pflege und Betreuung zuhause.

Erste Schritte im Pflegefall
Ein Pflegefall kommt oft plötzlich, nach einem Sturz, Krankenhausaufenthalt oder weil der Alltag nicht mehr allein zu bewältigen ist.
Wichtig ist jetzt ein klarer Plan:
​
-
Pflegeunterstützungsgeld: Im Notfall können Angehörige bis zu 10 Tage von der Arbeit freigestellt werden. Den Lohnausfall ersetzt die Pflegekasse.
-
Pflegeberatung: Pflegekassen, Pflegestützpunkte oder Krankenhaus-Sozialdienste beraten kostenlos und helfen bei Anträgen und Zuschüssen.
-
Hilfsmittel: Pflegebett, Rollator oder Hausnotruf verschreibt der Arzt. Die Kosten trägt meist die Pflege- oder Krankenkasse.
​
So gewinnen Familien schnell Zeit und Sicherheit, um die nächsten Schritte wie Pflegegrad-Antrag und Betreuung zuhause zu organisieren.
Pflegegrad beantragen und verstehen
Die Grundlage für viele Leistungen ist der Pflegegrad. Erst wenn dieser offiziell anerkannt ist, können Pflegegeld, Sachleistungen oder Zuschüsse bewilligt werden. Zuständig für die Einstufung ist der Medizinische Dienst (MDK) bei gesetzlich Versicherten bzw. Medicproof bei privat Versicherten.
Wie beantragt man einen Pflegegrad?
Antrag stellen: Wenden Sie sich direkt an die Pflegekasse der betroffenen Person (diese ist der Krankenkasse angegliedert). Ein formloser Antrag per Telefon oder schriftlich genügt zunächst.
Bestätigung erhalten: Die Pflegekasse schickt Ihnen ein Antragsformular zu, das Sie ausgefüllt zurücksenden.
Begutachtung: Ein Gutachter des MDK oder von Medicproof vereinbart einen Termin und prüft anhand von 6 Modulen (z. B. Mobilität, kognitive Fähigkeiten, Selbstversorgung), wie selbstständig die Person ist.
Bescheid: Nach der Begutachtung erhalten Sie schriftlich den Bescheid mit der Einstufung in einen Pflegegrad (1–5).
Kurzübersicht Pflege
Pflegegrad 1: geringe Einschränkungen
​
Pflegegrad 2: erhebliche Einschränkungen
Pflegegrad 3: schwere Einschränkungen
​
Pflegegrad 4: schwerste Einschränkungen
Pflegegrad 5: schwerste Einschränkungen mit besonderen Anforderungen
Tipp: Bereiten Sie den Gutachtertermin gut vor. Notieren Sie Alltagssituationen, in denen Hilfe nötig ist (z. B. Anziehen, Treppensteigen, Einkaufen, Medikamenteneinnahme). Je konkreter, desto besser kann der Bedarf eingeschätzt werden.
Finanzielle Unterstützung für Familien
Eine 24-Stunden-Betreuung zuhause klingt im ersten Moment teuer, tatsächlich gibt es aber zahlreiche staatliche Zuschüsse, die die Kosten deutlich senken. Viele Familien zahlen dadurch einen wesentlich geringeren Eigenanteil, als sie zunächst vermuten.
Pflegegeld
Pflegebedürftige, die zuhause betreut werden, haben Anspruch auf monatliches Pflegegeld (zwischen 347 - 990€, ab Pflegegrad 2). Dieses wird direkt auf das Konto der betroffenen Person überwiesen und kann flexibel für die Betreuung eingesetzt werden:
Verhinderungs- und Kurzzeitpflege
Ab Pflegegrad 2 können Angehörige zusätzliche Leistungen beanspruchen, wenn sie selbst verhindert sind. Dafür stehen bis zu 3.539 € pro Jahr zur Verfügung, was pro Monat 295 € entspricht. Während dieser Zeit wird das Pflegegeld zur Hälfte weitergezahlt, so entsteht zusätzliche Entlastung.
Steuerersparnis
Die Kosten für eine Betreuungskraft können in der Steuererklärung als haushaltsnahe Dienstleistung geltend gemacht werden. Das Finanzamt erkennt bis zu 4.000 € jährlich an, das entspricht rund 333 € monatlicher Entlastung.
Landespflegegeld in Bayern
Ein besonderer Vorteil gilt für Pflegebedürftige in Bayern: Ab Pflegegrad 2 wird einmal jährlich ein Landespflegegeld von 1.000 € ausgezahlt. Das Geld ist unabhängig von Einkommen oder Vermögen und kann frei für die Betreuung eingesetzt werden. Auch hier hilft Ihnen SenioraCare bei der Antragstellung.
Pflegehilfsmittel-Pauschale
Zusätzlich übernimmt die Pflegekasse monatlich 40 € für Pflegehilfsmittel. Dazu gehören z. B. Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel oder Bettschutzeinlagen. Viele Anbieter liefern diese Hilfsmittel bequem als „Pflegebox“ direkt nach Hause.
Sozialleistungen / Hilfe zur Pflege
Sollten Einkommen, Rente und Zuschüsse nicht ausreichen, prüft das Sozialamt eine Kostenübernahme im Rahmen der sogenannten Hilfe zur Pflege. So ist sichergestellt, dass auch Familien mit geringem Einkommen eine Betreuung zuhause finanzieren können.

SenioraCare Pflegestart: Tipps für den Alltag
Der Start mit einer Betreuungskraft ist ein neuer Abschnitt, für die pflegebedürftige Person, für die Familie und auch für die Betreuungskraft selbst. Damit alles von Beginn an harmonisch verläuft, sind ein wenig Geduld und Verständnis entscheidend.
Herzlich willkommen heißen
Viele Betreuungskräfte haben eine lange Anreise hinter sich - oft über Nacht im Bus oder Zug. Manchmal sind sie bis zu 20 Stunden unterwegs, um endlich bei Ihrer Familie anzukommen. Ein herzliches Willkommen, ein gemeinsames Essen oder einfach ein freundliches Lächeln helfen, die Müdigkeit der Reise vergessen zu machen und direkt eine positive Atmosphäre zu schaffen.
Klare Absprachen schaffen Sicherheit
In den ersten Tagen ist vieles neu: der Haushalt, die Gewohnheiten, die Sprache. Besprechen Sie deshalb ruhig, welche Aufgaben wichtig sind, welche Abläufe Ihnen am Herzen liegen und wo Unterstützung gebraucht wird. Klare Absprachen geben allen Beteiligten Sicherheit, auch der Betreuungskraft.
Zeit für Eingewöhnung geben
Denken Sie daran: Viele Betreuungskräfte hatten vor dem Einsatz einen Monat Urlaub und haben in dieser Zeit nur in ihrer Muttersprache gesprochen. Das erste Gespräch auf Deutsch kann daher ein wenig holprig klingen - das ist völlig normal. Nach ein paar Tagen des Einlebens kehrt die Routine zurück und die Verständigung wird leichter.
​
Auch der Pflegealltag ist individuell. Jeder Haushalt hat eigene Strukturen: Wann gibt es Frühstück? Welche Medikamente werden benötigt? Wie gestaltet sich der Abend? Diese Abläufe kennenzulernen, braucht ein paar Tage. Geben Sie der Betreuungskraft die Zeit, sich Schritt für Schritt einzufinden - so entsteht Vertrauen und Verlässlichkeit.
Eine Partnerschaft auf Augenhöhe
Eine 24-Stunden-Betreuung ist mehr als nur ein Arbeitsverhältnis, es ist ein Miteinander im Alltag. Mit Respekt, Geduld und Herzlichkeit legen Sie den Grundstein für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Je wohler sich die Betreuungskraft fühlt, desto mehr Herz, Fürsorge und Wärme bringt sie in die Betreuung ein.
